20. Januar 2022

Internationaler Holocaustgedenktag am 27.01.2022

Oberbürgermeister Thomas Zenker übernimmt Patenschaft für den Stolperstein des Zittauer Gelehrten Leo Elend

Zum internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust am 27. Januar 2022 werden die Zittauer Stolpersteinpatinnen und -paten zwei neue Mitglieder in ihren Reihen begrüßen. Oberbürgermeister Thomas Zenker übernimmt ab diesem Tag die Patenschaft für den Stolperstein für Leo Elend in der Reichenberger Straße 19. Gleichzeitig übernimmt Armin Pietsch, ehemaliger Mitarbeiter der Hillerschen Villa und Mit-Initiator der Stolpersteine-Aktion in Zittau, die Patenschaft für den Stolperstein von Bertha Hiller am Klienebergerplatz 1.

Die feierliche Übergabe der Patenschafts-Urkunden im Kreise anderer Stolpersteinpatinnen und -paten findet um 15:00 im Ratssaal statt. Im Anschluss laden wir ein zum öffentlichen Gedenken an den Stolpersteinen von Leo Elend und Bertha Hiller (Beginn 15:30, Reichenberger Straße 19). Teilnehmende sind herzlich eingeladen, Gedenklichter an den Stolpersteinen aufzustellen.

Leo Elend (1896-1939) war ein jüdischer Gelehrter und ab 1929 Prediger und Religionslehrer der Zittauer jüdischen Gemeinde. Zunächst wohnte er in der Komturstraße; von 1934 bis 1938 lebte er in der Reichenberger Straße 19. 1938 zog Leo Elend nach Chemnitz, um dort die jüdischen Sonderklassen zu unterrichten. Von hier aus wurde er am 10. November nach Buchenwald verschleppt. Im selben Monat wurden die Mittel für die jüdischen Schulklassen gestrichen und Leo Elend wurde entlassen. Am 8. März 1939 nahm sich Leo Elend das Leben. Seine Frau Bertha verließ wenig später Deutschland. Das Schicksal der Tochter Ruth ist unbekannt.
Bertha Hiller (1869-1942) war die Frau von Gustav Hiller, dem Gründer der ZIttauer Phänomen-Werke. Sie stammte aus einer jüdischen Familie, war aber protestantisch getauft. Auch ihre vier Kinder Fritz, Rudolf, Charlotte und Kurt wurden christlich erzogen. 43 Jahre lang lebte Bertha in der Hillerschen Villa. Die letzten vier Jahre ihres Lebens verbrachte sie unter Hausarrest, der sie als von den Nazis deklarierte „Volljüdin“ vor Deportation und Ermordung schützte und gleichzeitig gesellschaftliche Isolation bedeutete. Kurz vor Kriegsbeginn 1939 feierte sie ihren 70. Geburtstag und erkrankte an Parkinson. Zu dieser Zeit durfte sie das Haus schon nicht mehr verlassen. Bertha Hiller starb am 16.9.1942. Sie ist an der Seite ihres Mannes auf dem Zittauer Frauenfriedhof beerdigt.

Hintergrund: Die 1992 von Künstler Gunter Demnig eingeführten Stolpersteine sind das weltweit größte dezentrale Denkmal zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus. Seit 2005 werden von der Hillerschen Villa Stolpersteinverlegungen in Zittau organisiert. Seit 2018 gibt es die Möglichkeit, Patenschaften für Zittauer Stolpersteine zu übernehmen. Als Pate oder Patin kümmert man sich um die Pflege der Steine, organisiert Aktionen zu Gedenktagen und tauscht sich zu Themen der Erinnerungskultur und Regionalgeschichte aus. Wenn auch Sie eine Patenschaft übernehmen wollen, melden Sie sich gerne unter netzwerkstatt@hillerschevilla.de oder 03583 779633.